Timelapse aufnehmen mit Ubuntu und einer Canon Kamera
Inhaltsverzeichnis
Ich finde, dass es kaum schönere Videos von Landschaften oder Städten gibt als Zeitrafferaufnahmen. Diese haben meistens eine Dynamik, die das gewisse Extra ausmachen.
Jetzt habe ich bei eine recht gute Kamera herumliegen (Canon EOS 550D), die sehr gute Fotos macht. Jetzt hat sich mir die Frage gestellt: Kann man die Kamera in einstellbaren Intervallen auslösen lassen, sodass sie für mich die Zeitraffer-Fotos erstellt? Man kann!
Die Kamera zeitgesteuert auslösen
Leider gibt es für die Canon EOS 550D keine interne Funktion, mit der man massenhaft Bildern in voreingestellten Intervallen machen kann.
Externe Hardware
Es gibt aber kommerzielle Systeme, mit denen das geht. Diese kosten etwa 25 Euro. Irgendwann versuche ich mal, mir selbst so ein Teil zu basteln, aber das wird dann ein eigener Artikel hier im Blog 😉
Gphoto2
Die Mühen und das Geld kann man sich aber sparen, wenn man einen Laptop zur Verfügung hat, auf dem z.B. Ubuntu läuft. Denn mit einem kleinen Helferlein kann man diese Aufgabe auch über den PC steuern!
Das Paket nennt sich Gphoto2 und lässt sich in den meisten Distributionen sehr leicht installieren.
sudo apt-get install gphoto2
Nach der Installation kann man seine Kamera über USB anschließen. Vermutlich wird sie automatisch eingehängt, das umgeht man, indem man die Kamera auf PTP stellt oder sie einfach wieder aushängt. Das geht zum Beispiel in Nautilus, indem ihr den Escape-Button anklickt.
Jetzt kann man überprüfen, ob gphoto2 mit der Kamera zusammenarbeitet. Das macht man mit dem folgenden Befehl, der die Typenbezeichnung der angeschlossenen Kamera ausgeben sollte (siehe meine Ausgabe).
$ gphoto2 --auto-detect Modell Port ---------------------------------------------------------- Canon EOS 550D usb:002,003
Jetzt kann es losgehen. Die Kamera hatte ich im M-Modus (manuell) und habe folgendes manuell eingestellt:
- ISO,
- Blende,
- Verschlusszeit,
- Weißabgleich und
- Fokus
Ist man im Halbautomatik-Modus (Av oder Tv) können sich die Bilder in der Helligkeit unterscheiden. Den Autofokus kann man am Anfang verwenden, sollte ihn dann aber abschalten. Das sieht auf dem Video sonst nicht schön aus!
Mit dem folgenden Befehl werden die Bilder für das Zeitraffer aufgenommen.
gphoto2 --capture-image-and-download -I 5 -F 600
Die Einstellungen:
- –capture-image-and-download → Die Bilder werden geschossen und sofort auf den Computer geladen. Auf der Speicherkarte sind die Bilder nicht mehr!
Alternative: –capture-image → Die Bilder werden auf der Speicherkarte abgelegt. - -I 5 → Das Intervall der Aufnahmen beträgt 5 Sekunden
- -F 600 → Es werden 600 Aufnahmen gemacht.
Wer noch mehr einstellen möchte, kann sich über den folgenden Befehl all seine Einstellmöglichkeiten auflisten lassen:
gphoto2 --list-config
Bilder zu einem Video machen
Der schwierigste Schritt ist gemacht. Den Rest übernimmt für uns mal wieder Imagemagick, das Bildverarbeitungsprogramm aus der Konsole. Das Herrliche daran: mit wenigen Zeilen kann man mit einem Rutsch alle seine Bilder bearbeiten lassen.
Bilder auf Full-HD Auflösung bringen
Da die Kamera die Bilder in einer sehr hohen Auflösung aufnimmt, muss man diese auf Videogröße skalieren.
Wenn man sich mit dem Terminal im Ordner der Bilder befindet, verkleinert man sie mit dem folgenden Einzeiler auf die Auflösung 1920×1280 (das Bildverhältnis zwingt uns zunächst dazu).
x=1; for i in *.jpg; do convert $i -resize 1920x1280 `printf "%05d.jpg" $x`; x=$(($x+1)); done
Jetzt schneiden wir oben und unten jeweils 100 Pixel ab, um auf die finale Auflösung von 1920×1080 Pixel (Full-HD) zu gelangen:
for i in *.jpg; do convert $i -shave 0x100 $i; done
Beide Vorgänge können je nach Rechenstärke des Computers ein paar Minuten dauern.
Einzelbilder zu Video konvertieren
Mit diesem letzten Befehl verbindet man nun alle Einzelbilder zu einem Video. Ich habe hier eine Framerate von 25 fps (Frames per second) gewählt. Man kann auch weniger nehmen, dann dauert das Video etwas länger, ruckelt allerdings.
avconv -r 25 -f image2 -i capt0%03d.jpg zeitraffer.mp4
Zu beachten ist der Punkt -i capt0%03d.jpg . Die Dateien werden z.B. capt00001.jpg genannt. Mit der genannten Flagge teile ich das ffmpeg bzw. avconv mit, dass eine dreistellige Dezimalzahl in den Dateinamen vorkommt, nach der es die Bilder aneinandersetzen soll.
[button color=“blue“ url=“https://www.youtube.com/watch?v=uIRdJMfzNuE“ size=“medium“]Beispielvideo ansehen →[/button]
Einstellungen für 4K-Videos
4K-Videos haben eine Auflösung von 3840×2160 Pixeln und sind nur auf wenigen Geräten in voller Größe abspielbar.
for i in *.jpg; do convert $i -resize 3840x2560 $i; done for i in *.jpg; do convert $i -shave 0x200 $i; done avconv -r 25 -f image2 -i capt0%03d.jpg zeitraffer.mp4
Tipps und Tricks
Zeitraffer planen
Bevor ihr ein Zeitraffer aufnehmt, solltet ihr es planen. Es ist wichtig zu wissen, wie lange das fertige Video dauern wird und wie schnell sich die Objekte darauf bewegen sollen.
Für ein 30-Sekunden-Video sind 30×25= 750 Fotos notwendig. Wenn in diesen 30 Sekunden ein Zeitraum von 60 Minuten abgebildet werden soll, muss man das Intervall auf 4,8 ~ 5 Sekunden stellen.
Spiegelreflex-Kameras vermeiden
Wer professionell oder zumindest häufiger Zeitraffer aufnehmen möchte, sollte sich eine Alternative zu einer Spiegelreflex-Kamera überlegen. Meine Kamera ist laut (dubioser) Foren im Internet auf 50.000 Bilder ausgelegt, danach beginnen die Probleme. Die Kamera hat also starken Wertverlust durch die Zeitraffer, da hier in kurzer Zeit viele Bilder gemacht werden.
Anzahl der Auslösungen der Kamera anzeigen
Die Anzahl der Auslösungen der Kamera kann man ebenfalls mit gphoto2 auslesen. Man startet es im Terminal in einer ncurses-Umgebung und navigiert durch das Menü: Statusinformationen → Auslösezahl
gphoto2 --config
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