Audio- und Videochats ohne Skype
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Vor einiger Zeit wurde das VoIP Programm Skype von Microsoft gekauft. Dies war sozusagen der Todesstoß von Skype für Linux. Der Konzern wird sicherlich dafür sorgen, dass Skype auch finanziell gesehen besser läuft und sich deswegen stark auf Massenprodukte konzentrieren. Linux gehört wohl nicht dazu, dafür aber Smartphones und neuerdings auch Facebook.
Noch gibt es den Client für Linux und offiziell wird auch noch daran entwickelt. Doch der Abstand, den „unser“ Client gegenüber den wirklich aktiv entwickelten Clients hat, wird immer größer und der Tag ist absehbar, an dem es nicht mehr schön ist, mit Linux über Skype zu telefonieren.
Es ist wichtig zu wissen, dass es auch Alternativen zum Marktführer gibt, einige davon stelle ich gleich vor. Jabber als Alternative zum scheidenden Skype. Das klingt in erster Linie ersteinmal merkwürdig, doch seit einigen Jahren ist das XMPP-Protokoll (auch bekannt als Jabber) durchaus salonfähig geworden. Früher wurde man von typischen Schön-Wetter-Computerbenutzern nur schräg angesehen, wenn man von einer freien Alternative zu Skype sprach, doch mittlerweile besitzen die meisten Leute bereits einen Jabberaccount, meistens sogar ohne es zu merken!
Jabber/Jingle
Um über das XMPP-Protokoll telefonieren zu können, ist es Vorraussetzung, dass der Server die sog. Jingle-Erweiterung installiert hat. Bei einem Großteil der frei verfügbaren Server dürfte das bereits der Fall sein, aber grundsätzlich davon ausgehen kann man nicht.
Weiterhin braucht man auch einen Client, der das Telefonieren unterstützt. Unter Linux ist das meines Wissens so gut wie jeder (Empathy und Pidgin auf jeden Fall), unter Windows bisher leider noch nicht. Zumindest Audiogespräche unterstützt der Client Psi.
Wer einen Client installiert hat und lieber ersteinmal testen möchte, ob denn Audio und Video mit diesem Client funktionieren, der kann den Benutzer gabble.echo@test.collabora.co.uk als Freund hinzufügen. Wie man mit ihm telefoniert, erfährt man, wenn man die Nachricht !help schickt.
Nun, wenn man in einem XMPP-Client ist und möchte jemanden aus seinen Kontakten anrufen, so ist das bei den meisten Clients ähnlich: Mit einem rechtsklick auf den Namen des Freundes öffnet sich ein Kontextmenü. Darin kann man den Audio- bzw. Videoanruf wählen. Daraufhin klingelt es beim Freund und die Unterhaltung kann beginnen. 🙂
Leider funktioniert die Unterhaltung nicht mit jedem Programm und auch die Telefonate zwischen zwei unterschiedlichen Programmen macht oft Schwierigkeiten. Darum sollte man zumindest jetzt noch anstreben, möglichst die gleichen Clients zu benutzen. Doch das wird sich bestimmt bald noch ändern.
Google Talk (Google Mail und Google+)
Gleiche Technologie, anderer Name: Google Talk basiert ebenfalls auf dem XMPP Protokoll. Prinzipiell gilt hier wieder das gleiche für den vorhergehenden Absatz: Mit seiner Googlemail Adresse hat man gleichzeitig auch eine Jabber ID mit der man Text-, Sprach- und Videounterhaltungen tätigen kann.
Google bietet hier für Windows auch gleich einen passenden Messenger mit, den man nutzen KANN aber keinesfalls muss. Jeder Jingle-fähige Jabber Client ist geeignet und kann benutzt werden um Videotelefonie zu haben. Aber Google gibt seinen Benutzern noch ein weiteres „Schmankarl“ feil: Alle drei Chatvarianten können auch im Browser benutzt werden!
Gerade beim Internet-Sommer-Hype Google+ ist dieses Feature sehr beliebt. Man trifft sich im Browser zu so genannten Hangouts mit Freunden und kann mit bis zu 9 Freunden gleichzeitig Videochats führen.
Möglich macht es ein von Google bereitgestelltes Plugin. Dieses beinhaltet das OpenSSL Toolkit. Auf der Downloadseite wird die notwendige Computerarchitektur automatisch erkannt. Für Ubuntu liegt z.B. ein .deb bereit.
Nach der Installation wird man im Browser automatisch auf die Googlemail Einstellungsseite zum Reiter Chat geleitet, auf der man z.B. anonyme Statistiken vermeiden kann.
Man kann mit Google Talk nicht nur zu anderen Googlern sprechen, sondern auch jeden anderen Jabber-Account in seine Kontaktliste aufnehmen.
Es klingt vielleicht komisch, aber die Unterhaltung von Google zu Google war die zuverlässigste im Test. Diese hat auch hervorragend plattformübergreifend funktioniert und das ganze sogar im Brower. Und durch den momentan aufkommenden Hype mit Google+ ist auch abzusehen, dass sich dieses System durchsetzt.
Facebook Videochat
Momentan gibt es das nur in der Testphase, aber es ist für jedermann schon verfügbar: Der Facebook Videochat. Dieser basiert auf der Skype Technologie, wie anfangs erwähnt. Grundsätzlich kann man den Facebook Videochat über den Browser benutzen, wenn man (wie auch bei Google+) ein Plugin installiert. Allerdings gibt es dieses (noch?) nicht für Linux. Wenn man den Download startet, lädt man eine .exe herunter die man nicht entpacken kann. Somit ist diese Alternative momentan nicht benutzbar unter Linux.
Fazit
Perfekt funktioniert es noch nicht, und im großen Meer der Jabberserver haben es leider noch nicht alle geschafft, den Audio- und Videochat freizugeben. Auch die Geschwindigkeit der Server variiert hier enorm. Und die vielen, vielen XMPP-Clients kooperieren noch nicht alle miteinander, so dass es nur eine relativ kleine Gruppe an Kombinationen von Servern und Clients gibt, bei denen die Video und Audiounterhaltung problemlos möglich ist. Beim testen der verschiedenen Server lege ich die oben genannte Testadresse aus dem Vereinten Königreich nahe, weil das zumindest den Fehler am eigenen System ausschließen kann.
Am vielversprechendsten ist tatsächlich Google. Leider ist das keine Open Source Alternative, auch wenn es sich um ein offenes Protokoll handelt. Jedenfalls ist hier noch eine Menge Potential und die Entwicklung ist voll im Gange. Auch die VZ Netzwerke haben Videochat, den ich allerdings nicht ausprobiert habe. Auch dieser geht über XMPP.
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