Beutelbären wackeln nicht, haben aber schlechte Augen
Direkt nach Erscheinen der mittlerweile vierten Alphaversion installierte ich Ubuntu 9.10 „Karmic Koala“ auf meiner externen Festplatte (nicht ganz gemäß meines Vorhabens). Da ich die dritte Alpha übersprungen habe, sah ich mich nun etwas um und stieß auf auffällige Änderungen, die es bei meinem letzten Stand noch nicht gab:
- Pidgin ist nicht mehr da. Wie lange zuvor angekündigt, hat Canonical den bisherigen Messengerdienst Pidgin aus Ubuntu herausgeworfen und Empathy eingeführt. Das mag sowohl Vorteile als auch Nachteile haben, mir ist es relativ egal. Ich habe parallel noch Jaunty installiert und Empathy importierte fehlerfrei meine Accounts von dort aus Pidgin, was planmäßig dem Umstieg auf das neue Programm auf minimalen Aufwand reduzierte und niemanden schwer fallen dürfte.
- Firefox Shiretoko ist nun endlich Standard. Version 3.5.2 ist angesagt, sehr aktuell also. Ich, als bekennender Shiretoko-Fan fand es ja schon furchtbar, dass Canonical diese Browserversion nicht gleich von Anfang an in Ubuntu Karmic Koala einführte (was aber wohl auf den Betastatus zurückzuführen war).
- Schade finde ich es, dass es Thunderbird 3.0 wahrscheinlich nicht mehr bis zum Feature Freeze am 27.08.09 schaffen wird, in Karmics Quellen aufgenommen zu werden. Dieser Majorrelease wird erst Ende des Jahres erwartet. Wie wir bereits berichteten gibt es dort zwar keine weltbewegenden Neuerungen, aber Kleinigkeiten wie das native Tabverhalten sind schon sehr praktisch.
Da ich nebenbei noch viel Fedora 11 benutze (dort ist Thunderbird 3 als Beta vorinstalliert), habe ich mich an diesen Komfort schnell gewöhnt…
- Standardmusikabspielsoftware ist übrigens weiterhin Rhythmbox, nicht wie ich hoffte Banshee. Mit dieser Hoffnung stehe ich aber weitestgehend alleine da, weil viele über Banshees Programmiersprache Mono schimpfen.
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Auch schlecht, aber leider gewollt, ist der Rückschritt der Gnomeentwickler. Es wurden weitgehend Symbole entfernt. Besonders ärgerlich ist das bei Programmen, die man wirklich täglich benutzt (etwa Firefox oder GIMP), da hier weder die Menüs, noch das Kontextmenü Symbole nutzen. In Shiretoko stört es mit besonders im Menü „Extras“, bei dem ich überwiegend über Symbole arbeitete. Die Einträge »Firebug«, »Fehlerkonsole« und »FireFTP« stehen nun direkt untereinander und können nicht mehr durch die knalligen (teils komplementären) Farben unterschieden werden. Auch NoScript sieht ohne Symbole wirklich mehr als merkwürdig aus… Und GIMP zu bedienen, ohne dass die Menüs Symbole zeigen macht auch keinen Spaß mehr. Zumal ich mich nach jahrelanger Einarbeitung sehr an die farbigen Bildchen gewöhnt habe und mich an ihnen im Menü orientiere. Das GNOME-Menü ist von dieser Symbolentfernungswut noch nicht betroffen.
- Wie zu erwarten war, ist Ubuntuone nun vorinstalliert (meines Wissens war das aber auch schon vor der Alpha 4). Diesem Dienst widmeten wir trotz Einladung bisher nur wenig Aufmerksamkeit.
- Meinen Grafikkartentreiber kann ich weiterhin nicht installieren. fglrx ging nicht installieren und über die ATI-Homepage besorgte ich mir sogar den Treiber quasi „aus erster Hand“, aber schon nach einem kurzen
./ati-driver-installer-9-5-x86.x86_64.run --listpkg
war mir bewusst: auch das wird nichts: Karmic ist nicht aufgelistet.
Zufällig bin ich danach jedoch auf die amerikanische Treiberseite von ATI gestoßen und siehe da: seit 17.8. gibt es dort den Treiber in der Version 9.8 (auf der deutschen Seite nur 9.5). Ein Test mit obigen Befehl zeigte gleich: Karmic müsste funktionieren. Doch ein./ati-driver-installer-9-8-x86.x86_64.run --buildandinstallpkg Ubuntu/karmic
mit anschließendem Neustart zeigte mir: nein, es geht doch nicht. Viel mehr als einen tiefschwarzen Bildschirm sah ich nämlich nicht mehr. Ein aufwendiges Entfernungsszenario folgte, darum die Warnung: Bitte nicht nachmachen! Unter Karmic Koala geht es einfach noch nicht!!
Ansonsten bin ich mal wieder begeistert, wie stabil eine Alphaversion laufen kann. Zwar bringe ich meinen Laptop selten an die Grenzen der Hardware, aber ein produktiver Einsatz funktioniert nahezu fehlerfrei. Vive Ubuntu! 😀
Viele Grüße
Benni
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