Eine Woche in Nairobi

Maik, Jonas und zwei weitere Teilnehmer an Taize

Nach Ostern waren Maik und ich eine Woche in Nairobi.
Es fing damit an, dass wir von unserem Pfarrer gefragt wurden, ob wir nicht Lust hätten, an einem Taize-Seminar in Nairobi teilzunehmen. Zwei Jugendliche aus der Gemeinde würden fahren, und eben wir zwei. Maik hat sofort zugesagt, ich war mir nicht so sicher. Das lag zum einen daran, dass ich überhaupt nicht wusste, was ich mit Taize anzufangen habe. Habe mich dann darüber informiert (Danke Benni!) und zum anderen habe ich hier in Tanzania mit Religion viele schlechte Erfahrungen gemacht. Aber nachdem alle die ich gefragt habe, gesagt haben, dass ich gehen soll, hat dann doch die Neugier über die Skepsis gesiegt.

Am 7. April sind wir (Elias und Daniel, die zwei Tansanier, Maik und ich) dann frühs mit dem Bus von Arusha nach Nairobi gefahren. Der Grenzübertritt hat problemlos geklappt, obwohl wir an der Grenze Geld wechseln mussten und auch noch auf die Toilette gegangen sind. Nach 7 Stunden Fahrt sind wir dann nachmittags in Nairobi angekommen. Wir sind dann vom Busbahnhof ein bisschen gelaufen und dann in ein Matatu, so heißen die Dala-Dalas in Kenia, gestiegen und zur „Mji wa Furaha“, Stadt der Freude, unserem Seminarort gefahren.

Schlafsaal

Auf der Fahrt steigt auf einmal ein Mensch ein, packt seine Bibel aus und predigt wie toll die Auferstehung ist. Mir hat das schon gereicht, und ich hätte am liebsten Taize abgesagt. Ging aber nicht.
Nach ein bisschen verlaufen haben wir endlich das Gelände gefunden. Wir wurden dort dann von einem der Taize-Brüder empfangen. Uns wurde der Tagesplan gezeigt, und dann das Gelände. Es wurde 15 Jahre nicht benutzt und dementsprechend sah es auch aus. Geschlafen wurde in einem Schlafsaal, in dem wir zuerst noch die Betten tragen mussten, mit 60 anderen Jugendlichen. Gegessen wurde in einem großen Zelt. Nachdem wir unser Bett gemacht haben, ging um 18:00 Uhr das Programm los. Singübungen. Naja.
Da wir kein Mittagessen hatten, haben wir uns richtig auf das Abendessen gefreut. Und was gabs: Ugali. Das erste mal seit zwei Monaten wieder Ugali. Schmeckt immer noch nicht. Und das schlimme war, dass sowohl der Ugali, als auch die Bohnen und das Wasser total nach Kohle geschmeckt haben. Keine Ahnung was die damit gemacht haben. Naja, der Hunger hats reingetrieben, aber als man noch eine zweite Portion haben wollte, hieß es, gibts nicht, ist keiner mehr da. Ich habe ja im Agape drei Monate lang täglich Ugali gegessen, aber da gab es immerhin genug zum Sattwerden.

Innenansicht der Kapelle

Na gut, nach dem Essen gab es die erste Gebetsrunde. Alle in die Kappelle, es wurde viel gebetet, gesungen (10 Minuten die gleichen 2 Zeilen, das ist Taize xD), aus der Bibel vorgelesen und dann nach einer Stunde fing die Nachtruhe an. Die keine Nachtruhe war. Die ganzen Afrikaner haben bis um 12 Uhr noch Radio/Musik gehört, es war total laut und die Betten waren unbequem. Am nächsten Morgen um 7 sollte es weitergehen, weswegen die meisten schon um halb 5 aufgestanden sind. Den Grund habe ich ehrlich gesagt nicht so recht verstanden. Aber naja. Kurze Nacht also.
Um 7 fing es dann an mit einer Gebetsrunde, die gleiche wie am Tag zuvor, nur mit anderen Bibeltext. Dann gab es Frühstück, alles streng rationiert. 3 Scheiben Toast und eine Tasse Tee musste reichen. Auch das Toast hat nach Kohle geschmeckt, wie die das hingekriegt haben…
Nach dem Essen ging es weiter, einer der drei Taize-Brüder hat uns 1,5 Stunden was mäßig interessantes über einen Text aus der Bibel erzählt, wir haben ein Blatt mit diesem Text und ein paar Fragen bekommen, über die wir dann eine Stunde meditieren sollten. Danach haben wir uns in kleinen Gruppen getroffen und uns über diese Fragen ausgetauscht. Das war total schwierig für mich. Auf die Frage: Wie hat dir deine Beziehung zu Gott geholfen, dein Leben zu meistern, ohne erkennen zu lassen, dass man keine Beziehung zu Gott hat, aber ohne auch allzusehr dort was vorlügen. Naja, die anderen haben halt alle was erzählt, dass sie gebetet haben, und dann ist alles gut geworden.

Außenansicht der Sanitärräume

Danach gab die Mittagsgebetsrunde, dann Mittagessen und danach war wieder Zeit zum Meditieren/Nachdenken/Beten. Um drei ging es dann weiter mit Diskussionen über einen Bibeltext, um 17:00 gab es dann „Saft“, der nur eine Chemie-Pampe war, die selbst mir zu chemisch geschmeckt hat. Danach waren Workshops, das einzig interessante. Man konnte jeden Abend aus 3 Themen aussuchen. Ein Thema war eigentlich immer ganz interessant, während die anderen nicht so mein Fall waren. Am ersten Abend war ich bei: Jesus in einem Behinderten Menschen wiedererkennen, was eigentlich ein Vortrag über eine Behinderteneinrichtung in Nairobi war. Am zweiten Tag war ich auf einer Diskussionsrunde über das zusammenleben mit Moslems. Das war krass. Am Anfang sollte jeder sagen, warum er hier ist, und 5,6 Leute haben als Grund gesagt, dass sie gerne die Schwächen der Moslems rausfinden würden.
Abends wieder Gebetsrunde und danach „Nachtruhe“
So vergingen eigentlich die ganzen Tage, zwischendrin wurde uns von einem der superchristlichen Menschen dort das Geld und Maiks Ipod geklaut, und die Reaktion der Taize-Brüder war nur, betet, dann kommts schon wieder, wenn sie sich nicht gar darüber lustig gemacht haben.
Was besonderes war dann noch der Samstagnachmittag, wo jede Gruppe etwas vorstellen sollte. Wir haben ein bisschen über unsere Arbeit geredet. Andere haben was über ihre Gemeinden erzählt, ein Lied gesungen oder ähnliches. Das war ganz nett. Und Sonntag sind wir dann in eine Kirche in den nahe gelegenen Slum gegangen.
Alles in Allem kann man sagen, dass ich das nicht nochmal machen würde. Aber man versucht halt soviel wie möglich mitzunehmen. Und es hatte auch positive Seiten. Man hatte viel Zeit zum Nachdenken, während der Meditations- und Gebetszeiten sind auch zwei Texte entstanden, die ich eigentlich hier auch veröffentlichen wollte, aber mir inzwischen nicht mehr so sicher bin.
Aber eigentlich haben die schlechten Seiten überwogen. Wir wurden beklaut, aber das war nicht das schlimme, sondern eher die Reaktion darauf, das Essen und die Unterbringung war richtig schlecht und man hat sich teilweise echt eingesperrt gefühlt. Wenn man auf die Straße geschaut hat, aber vorher noch die Mauer, den Stacheldraht und den Wachmann gesehen hat. Dann hat man sich schon wie im Gefängnis gefühlt, v.A. weil wir ja wussten, dass wir vor Sonntag da nicht rauskommen.
Aber naja, wir haben danach ja noch einen schönen Urlaub in Nairobi verbracht, der das alles ein bisschen relativiert hat.
Darüber werde ich ein anderes Mal hier berichten.

Weitere Eindrücke:

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