Canonical führt „Apps“ ein

Als ich davon erfahren habe, musste ich an meinen früheren Artikel denken, aus dem auch das nebenstehende Logo hervorgetreten ist: Ubuntu versucht (mal wieder) seine Strategie zu ändern und sich der von Apple etwas anzunähern.
Dieses mal geht es um den App-Store, oder wie er in Ubuntu genannt wird – um das Software Center.
Canonical hat sich als Ziel gesetzt, Ubuntu auch für semiprofessionelle Programmierer als Veröffentlichungsplattform interessant zu machen, indem man kleine Spaßprogramme (dabei meine ich nicht das Terminalprogramm sl) für geringe Preise verhökert. Wie es heute im Canoical Blog heißt, kommt nun eine „App“ pro Tag neu ins Software Center, ob kommerziell oder kostenlos ist nicht näher angegeben. Den Anfang macht auf jeden Fall ein kommerzielles „App“, das Spaß-Bildbearbeitungsprogramm Photobomb für schlappe $2.99.
Als ich damals meinen Artikel „Jobs der Zweite?“ geschrieben habe, war das ziemliche Schwarzmalerei, doch mit der Einführung von Apps ist diese Befürchtung wieder in den Fokus gelangt. Mir stellt sich hier zwangsläufig die Frage, welche Ziele verfolgt Canonical eigentlich, und welche Rolle spielt Open Source hierbei noch? Momentan entwickelt Canonical fleißig an OS-Projekten mit, sponsort die GNOME Foundation oder KDE und stellt die Entwicklungsplattform Launchpad zur Verfügung. Aber dann kam die Idee mit dem Cloudcomputing (hier wurde kürzlich der kostenlose Speicherplatz erweitert), der Musicstore und nun der Vertrieb von Billigapps?

Photobomb für $2.99 im Softwarecenter

Kommerzielle Programme gibt es zwar schon eine Weile im Softwarecenter (überwiegend Spiele). Hochklassige Programme wie z.B. Bibble sind allerdings nach wie vor nicht im Software Center (obwohl Canonical darüber sicherlich Provisionen bekäme). Stattdessen kommen nun diese fast schon beleidigenden Apps in das Software Center (sowie Magazine als eBooks).
Vielleicht hat diese Strategie etwas damit zu tun, dass Tablet PCs mittlerweile so weit mit Hardware vorangeschritten sind, dass man darauf Ubuntu komplett fast ohne Einschränkungen laufen lassen kann (Beispiel: WeTab). Die bisherigen Betriebssysteme iOS, Android und wie sie alle heißen hatten eines mehr oder weniger gemeinsam: einen Appstore, über den man Anwendungen kaufen konnte. Bei einem voll funktionierendem Betriebssystem ist diese Einnahmequelle versiegt.

Ich glaube allerdings nicht, dass diese Aktion besonders groß von der Community angenommen wird und Canonical diesen Pfad bald wieder verlässt. Ich weiß nicht, wieviel Wunschdenken dabei ist, wenn ich behaupte, dass dies ein verspätetes Sommerloch ist. Was meint ihr dazu?

PS: Wie Christoph herausgefunden hat, kann man dieses Programm auch „kostenlos“ über die PPA von Rick Spencer, dem Entwickler, installieren. Dieses „App“, das ursprünglich unter GPL stand, ist im Softwarecenter nun als proprietär ausgezeichnet und kostet besagte 3 Dollar.

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